„Hoit ma zam!“ (Lass uns zusammenhalten!) – das Motto von Günter Werner, der seit 60 Jahren kein einziges Oktoberfest verpasst hat, abgesehen von den beiden Jahren, in denen die Veranstaltung aufgrund von Corona abgesagt wurde. In einem unterhaltsamen Gespräch teilt er seine Erlebnisse über die Wiesn, die Gemeinschaft in München und die kleine Kunst, nicht zu viel zu trinken.
Sein erster Besuch und die Anfänge
Günter, der 1959 im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal das Oktoberfest besuchte, erinnert sich lebhaft an seinen ersten Besuch im Schottenhamel-Zelt. „Damals musste ich um 17 Uhr aus dem Zelt raus sein, aber da ich mit meinem Vater und dessen Kollegen dort war, konnte ich mir gelegentlich einen Schluck Bier erlauben. Viel mehr hätte ich damals sowieso nicht trinken können – ein Liter Bier kostete nur 1,90 DM!“, erzählt er.
Die Entwicklung des Trinkverhaltens
Heute, mit über 60 Jahren Oktoberfest-Erfahrung, hat sich Günters Trinkverhalten verändert. „Am Anstichtag schaffe ich locker acht oder neun Maß“, sagt er stolz. „Mein Tisch ist nur wenige Meter von der Anzapfbox entfernt, wo der Oberbürgermeister das Oktoberfest offiziell eröffnet – ich bin also direkt am Geschehen! Beppo oder Lina kommen kaum dazu, meinen Bierkrug zu leeren, bevor sie ihn wieder auffüllen.“
Was macht das Oktoberfest so besonders?
Für Günter ist das Besondere an Münchens Oktoberfest die Interaktion und das Gemeinschaftsgefühl. „Egal, wo man ist, alle kommen zusammen, um zu feiern. Das ist es, was die Wiesn ausmacht“, sagt er. „In Zeiten wie diesen ist das Gefühl des Zusammenhalts besonders wichtig.“
Tipps für den Wiesnbesuch
Günter hat auch einige praktische Tipps, um den Oktoberfestbesuch zu genießen, ohne am nächsten Tag mit einem Kater aufwachen zu müssen: „Iss zwei deftige Mahlzeiten, trink langsam Wasser und nimm eine Aspirin.“
Seine Erfahrungen mit den Kellnerinnen
Was macht einen guten Kellner auf der Wiesn aus? „Es kommt darauf an, dass das Bier fließt. Ich habe im Laufe der Jahre viele Kellnerinnen erlebt; eine gute kann mindestens zwölf Maß tragen. Einmal halfen ein paar Studentinnen aus, aber die konnten nicht mal vier Maß tragen, das ist einfach nichts!“, schmunzelt er.
Die Stammtisch-Tradition
Günter ist auch ein fester Bestandteil des legendären Stammtisch 180, der oft von Prominenten besucht wird. „Ich habe immer gerne organisiert. Als ich hörte, dass Diana Sandmann, die ehemalige Partnerin von Franz Beckenbauer, ihren Platz aufgeben wollte, habe ich sofort zugeschlagen und nun steht mein Namensschild am Kopf des Tisches“, erklärt er. „Ich bringe Christian, dem Wirt, das ganze Jahr über Auszogne und Speck, um mich zu bedanken.“
Oktoberfest und Tradition
„Ich trage die Lederhosen meines Vaters, die über hundert Jahre alt sind. Sie sind noch immer recht locker – da ist Platz für ein paar Bier!“, sagt Günter über seine traditionelle Tracht. „Ich habe immer zum Oktoberfest aufgestylt, auch als viele Münchner noch in Jeans und Hemd kamen.“
Erinnerungen an den Bombenanschlag 1980
Günter erinnert sich auch an den tragischen Bombenanschlag auf das Oktoberfest im Jahr 1980. „Ich war damals mit Freunden unterwegs, als wir einen lauten Knall hörten. Es war erst am nächsten Tag, dass wir erfuhren, was passiert war. Danach habe ich mich etwas unsicher gefühlt, aber das Leben geht weiter – man kann sich nicht von solchen Ereignissen abhalten lassen.“
Das Oktoberfest heute
„Ich habe nie an der gefürchteten Wiesn-Grippe gelitten, weil ich mich immer impfen lasse“, sagt Günter. „Außerdem ist mein Hausarzt am gleichen Tisch wie ich.“ Er genießt die Gesellschaft und das Gewusel um ihn herum, warnt aber vor dem übermäßigen Trinken, das in den letzten Jahren zugenommen hat. „Es sollte genossen werden. Eine Regel an meinem Tisch ist: kein Stehen auf der Bank!“
Familienerbe und Zukunftspläne
„Mein Schwiegersohn und meine drei Stiefsöhne sind ebenso leidenschaftliche Wiesn-Besucher. Sie werden eines Tages den Tisch erben, wenn ich nicht mehr da bin“, sagt Günter mit einem Lächeln. „Aber bis dahin werden meine Freunde mich in meinem Rollstuhl ins Zelt schieben, wenn es sein muss – das haben wir schon so ausgemacht.“
Ein Blick auf die Zukunft des Oktoberfests
Mit der Hoffnung auf viele weitere Jahre auf der Wiesn bleibt Günter optimistisch. „Ich habe noch nie einen Tag verpasst, und ich hoffe, dass ich das auch in Zukunft nicht tun werde!“
Wer mehr über die einzigartige Atmosphäre der Wiesn erfahren möchte, kann sich dieses Interview mit Manfred Schauer, dem Schichtl von der Wiesn ansehen.