Das Schichtl Varieté, das älteste Theater auf dem Oktoberfest, blickt auf eine bemerkenswerte Geschichte von über 150 Jahren zurück. Im Mittelpunkt steht die spektakuläre „Enthauptung eines lebenden Menschen mit der Guillotine“. Seit 1985 hat Manfred Schauer die Geschicke dieses einzigartigen Theaters geleitet und es mit seinem Charme und Humor zu einem echten Publikumsmagneten gemacht. In diesem Interview erzählt er uns von der Faszination des Schichtl, den Herausforderungen des Theaters und den Veränderungen im Publikum.

Die Tradition des Schichtl

„Das Geheimnis des Schichtl ist, dass die Menschen weiterhin zu uns kommen“, erklärt Schauer. „Es geht darum, eine Tradition aufrechtzuerhalten, die von den Münchnern lebendig gehalten wird. Früher waren hier mehr Familien und Flaneure unterwegs. Doch ich kann nur das beurteilen, was ich von meiner Bühne aus sehe. Dort bekomme ich bis zu 25 Mal am Tag Eindrücke von unserem Publikum.“

Die Faszination der Guillotine

Natürlich spielt die historische Komponente eine große Rolle. „Die Enthauptung eines lebenden Menschen ist das Herzstück unserer Show. Dank dieses Tricks hat das Schichtl viele politische Turbulenzen und zwei Weltkriege überstanden“, sagt Schauer stolz. „Die Zeiten sind sensibler geworden, und der Umgang mit solchen Themen ist nicht mehr so einfach. Aber der bayerische Dialekt hilft mir, es anders zu formulieren. Statt ‘enthaupten’ sage ich ‘mir haun Eich an Schädl obe’ – das kommt gut an.“

Ein Blick hinter die Kulissen

„Zwei Monate vor dem Oktoberfest wird es hier schon geschäftig“, erwähnt Schauer, während sein Handy zum dritten Mal während des Interviews klingelt. „Ich mache einfach weiter, sonst kommen wir heute nicht mehr zum Ende.“

Die Herausforderungen der Aufführung

Die tägliche Routine ist intensiv. „Ich spiele die gleiche Show 25 Mal täglich. Natürlich kann ich sie im Schlaf aufsagen“, lacht er. „Aber ich variiere sie jedes Jahr ein wenig, um sie aktuell zu halten. Die Hauptstruktur bleibt jedoch gleich. Das macht es schwierig, die Worte zu vergessen – sie sind auf mich und die Kabarettisten zugeschnitten.“

Das Publikum des Schichtl

„Wir beheaden jeden, egal welche gesellschaftliche Schicht. Das kann jeden treffen – ob privat oder öffentlich. Ich habe auch viele Prominente auf der Bühne gehabt, darunter David Copperfield, der wissen wollte, wie es funktioniert“, erzählt Schauer. „Das Besondere am Schichtl ist, dass wir ein bunt gemischtes Publikum haben, das sich aus Einheimischen und Besuchern zusammensetzt.“

Die Rolle von Manfred Schauer

Schauer ist der vierte Inhaber des Schichtl in seiner 150-jährigen Geschichte. „Ich habe das Schichtl 1985 übernommen, ohne jemals zuvor dort gewesen zu sein. Ich wusste nur, dass es ein traditionelles Wiesn-Geschäft war. Manchmal muss man einfach verrückt sein!“

Der Prozess der Aufführung

„Jedes Jahr kreieren wir zwei völlig neue Nummern plus die Enthauptung“, erklärt Schauer. „Es ist wichtig, dass wir uns als Kabinett und nicht als Team betrachten. In diesem Jahr haben wir bereits im Juli mit den Proben begonnen.“

Das Menü im Schichtl

„Neben der Unterhaltung legen wir auch großen Wert auf die Kulinarik. Wir bieten herzhafte Gerichte und Wildspezialitäten an, alles frisch und von regionalen Anbietern“, sagt Schauer. „Hier geht es nicht nur um das Essen, sondern auch um ein Erlebnis für die Gäste.“

Der Schichtl im Wandel der Zeit

„Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder anpassen“, sagt Schauer. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir die Menschen mit unserer Kunst nicht mehr erreichen, aber die Lacher zeigen mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Ein Tag im Leben von Manfred Schauer

„Ich komme in der Regel gegen 11 Uhr zur Wiesn, um ein wenig zu essen, bevor unser Programm um 12:30 Uhr beginnt. Nach elf Stunden und 25 Shows sind wir dann fertig für den Tag“, erklärt er. „Es ist körperlich sehr anstrengend, aber wenn man es liebt, ist es das wert.“

Die Zukunft des Schichtl

„Nach dem Oktoberfest ist vor dem Oktoberfest. Die ganze Planung für das nächste Jahr beginnt bereits im Dezember“, sagt Schauer. „Ich organisiere auch Veranstaltungen, die den Menschen Freude bringen sollen. Das Schichtl wird immer ein Teil von mir bleiben.“

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