Das Oktoberfest findet nach zwei Jahren pandemiebedingter Absagen wieder statt. In diesem Jahr wird das Fest auf der Theresienwiese ohne spezielle Corona-Maßnahmen gefeiert, was bei vielen Besuchern Bedenken hinsichtlich möglicher Infektionen aufwirft. Experten haben verschiedene Einschätzungen abgegeben, wie sich die Situation während der Wiesn entwickeln könnte.
Corona-Risiko auf dem Oktoberfest
Die Theorie, dass große Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen das Risiko einer Ansteckung mit COVID-19 erhöhen, ist unbestritten. Laut Virologe Oliver Keppler liegt die Wahrscheinlichkeit einer SARS-CoV-2-Exposition in den Festzelten bei 9 bis 10, wenn man mehrere Stunden dort verweilt. Dies wurde durch Erfahrungen aus vergangenen Volksfesten in Bayern bestätigt, wo es nach großen Veranstaltungen zu einem Anstieg der Neuinfektionen kam.
Erwartete Ansteckungen und deren Folgen
Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar, geht davon aus, dass die Infektionszahlen im Raum München nach dem Oktoberfest signifikant steigen werden – wahrscheinlich um das Zwei- bis Dreifache. Dies könnte zu einer zusätzlichen Belastung des Gesundheitssystems führen, das bereits unter Personalmangel leidet.
Persönliche Risiken und Schutzmaßnahmen
Die Einschätzungen zur Gefährlichkeit einer COVID-Infektion variieren. Während einige Experten die Risiken als gering erachten, warnen andere vor möglichen Langzeitfolgen, die noch nicht umfassend erforscht sind. Die WHO schätzt, dass in den ersten beiden Jahren der Pandemie rund 17 Millionen Europäer an Long-COVID-Symptomen gelitten haben. Die Risikofaktoren für schwere Verläufe sind vielfältig und umfassen Alter, Vorerkrankungen und den Impfstatus.
Empfehlungen für Wiesn-Besucher
- Überprüfen Sie Ihren Impfstatus und lassen Sie sich gegebenenfalls boostern.
- Tragen Sie in überfüllten Zeltbereichen eine FFP2-Maske.
- Vermeiden Sie enge Kontakte, besonders im Innenbereich.
- Testen Sie sich freiwillig vor dem Besuch, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
- Beobachten Sie Ihren Gesundheitszustand und testen Sie bei Symptomen.
Warum keine Corona-Maßnahmen ergriffen werden
Das aktuell geltende Infektionsschutzgesetz erlaubt keine behördlichen Auflagen für kulturelle Veranstaltungen wie das Oktoberfest. Zugangsbeschränkungen oder Maskenpflicht sind derzeit nicht vorgesehen. Die Schausteller und Gastronomiebetriebe üben ihr Hausrecht aus, was bedeutet, dass sie selbst entscheiden, welche Hygienemaßnahmen sie ergreifen möchten.
Perspektiven für die Zukunft
Die Meinungen über den Umgang mit Corona auf dem Oktoberfest gehen auseinander. Einige Experten plädieren dafür, das Virus wie jede andere Atemwegserkrankung zu behandeln, während andere die Gefahr einer neuen Infektionswelle nach dem Fest betonen. Die Diskussion über die Eigenverantwortung der Besucher wird weiterhin im Fokus stehen.
Voraussichtliche Auswirkungen auf die Kliniken
Erhöhte Neuinfektionen könnten auch zu einem Anstieg der Patienten in den Münchner Kliniken führen. In der Vergangenheit haben große Volksfeste oft zu einer Erhöhung der Einweisungen in Krankenhäuser geführt, was die Kapazitäten der Gesundheitsversorgung zusätzlich belasten könnte. Laut Spinner könnte die Situation durch die bereits bestehenden Engpässe in den Kliniken komplizierter werden.
Verantwortungsvolles Feiern
Für viele Münchner ist das Oktoberfest ein gesellschaftliches Ereignis, das sie nicht missen möchten. Dennoch ist es wichtig, auf die eigene Gesundheit und die anderer zu achten. Der Gesundheitsreferent der Stadt München empfiehlt insbesondere älteren Menschen und Risikopatienten, vorsichtig zu sein und gegebenenfalls auf einen Wiesn-Besuch zu verzichten oder sich im Freien aufzuhalten.
Fazit: Verantwortung und Vorfreude
Die Vorfreude auf das Oktoberfest ist groß, aber die Verantwortung der Besucher, sich und andere zu schützen, bleibt unbestritten. Es liegt an jedem Einzelnen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren und das Fest in vollen Zügen zu genießen.